„Ich habe eine Blockade.“ – Doch was ist das eigentlich?
Im Praxisalltag begegnen wir regelmäßig Menschen mit festen Überzeugungen über ihren Körper. Solche Aussagen sind nicht nur Hinweise auf subjektive Beschwerden – sie erzählen auch viel über Ängste, Erfahrungen und Denkmodelle.
Funktionelle Blockaden: ein therapeutisches Minenfeld?
Was Patienten damit meinen, ist meist keine strukturelle Gelenkblockade im medizinischen Sinne, sondern eine sogenannte funktionelle Blockade. Diese basiert auf subjektiven Wahrnehmungen – und einem biomechanischen Denkmodell, das wissenschaftlich nicht bewiesen ist. Denn:
- Funktionelle Blockaden lassen sich weder messen noch bildgebend nachweisen.
- Sie sind nicht gleichzusetzen mit „echten“ mechanischen Blockierungen durch Meniskus, Osteophyten etc.
- Die therapeutischen Effekte bei der Behandlung beruhen meist nicht auf „Lösen“ von Strukturen – sondern auf unspezifischen neurophysiologischen Prozessen (wie sie auch durch Bewegung, Training oder andere Reize ausgelöst werden können).
Warum die Sprache zählt:
Wenn wir solche Begriffe wie “Blockade” oder “Fehlstellung” ungefiltert übernehmen, verstärken wir womöglich schädliche Überzeugungen.
- Das Risiko: Patienten verinnerlichen, dass ihr Körper „nicht richtig funktioniert“, „fehlgestellt“ oder „instabil“ sei – und meiden Belastung aus Angst.
- Die Folge: Angst-Vermeidungs-Verhalten, Inaktivität und eine erhöhte Gefahr für Chronifizierung.
Und hier kommt der Nocebo-Effekt ins Spiel:
Ein Wort, eine Suggestion, eine falsche Erklärung – und schon kann Schmerz verstärkt werden. Nicht weil die Struktur sich verändert hat, sondern weil Überzeugungen und Erwartungen den Schmerzprozess beeinflussen.
Unser Ziel im Studio P22:
Patienten nicht nur behandeln, sondern empowern. Nicht vermeiden – sondern bewegen.